Forschungsprojekt
Das Kultzentrum des Sonnengottes in Heliopolis (Ägypten) / The Cultic Centre of the Sun-God of Heliopolis (Egypt)
Weitere beteiligte Organisationseinheiten
Titel (Deutsch)
Das Kultzentrum des Sonnengottes in Heliopolis (Ägypten)
Titel (Englisch)
The Cultic Centre of the Sun-God of Heliopolis (Egypt)
Beschreibung (Deutsch)
Der Sonnenkult war über drei Jahrtausende das zentrale Element der altägyptischen Religion und Heliopolis sein Zentrum - Der Platz der Weltschöpfung und ein landesweiter Referenzpunkt. Die architektonische Gestaltung und landschaftliche Einbettung von Heliopolis sind Gegenstand zahlreicher Hypothesen, die überwiegend auf dekontextualisierten Objekten beruhten. Die Unkenntnis zum Ort wird zusätzlich durch die politische Instabilität verschärft, die seit der Revolution von 2011 auf dem Tempelgrund zu wilden Landnahmen führte. Die Ausgrabungen der Pilotphase 2012-2015 führten im Frühjahr 2015 zu der Entdeckung von Tempelreliefs der Regierungszeit Nektanebos I. im frühen 4. Jh. v. Chr. Hierbei wurde erstmals eine kleinteilige Vorgehensweise unterhalb des Grundwasserspiegels erprobt. Zugleich wurden im Rahmen des geophysikalischen und geomorphologischen Surveys substantielle Überreste des Haupttempelgebäudes relokalisiert. Darüber hinaus konnte eine spätpleistozäne Sandablagerung identifiziert werden: An einer ihrer Erhebungen wurde der Sonnentempel errichtet, dessen Position durch den Obelisken Sesostris I. angezeigt wird. Die Relokalisierung der Lehmziegelumwallung des sog. Hohen Sandes resultierte in der Annahme, dass dieses Bauwerk mit einem Durchmesser von 400 m eine Flutschutzmaßnahme für den heiligen Zentralgrund des Tempels, von dem nach ägyptischer Weltsicht die Schöpfung ihren Ausgang nahm, darstellt. Die Unternehmung wird sich 2016-2019 auf vier zentrale Anliegen konzentrieren: Der Lehmziegelwall des sog. Hohen Sandes mit seiner Breite von ca. 40 Metern diente als höher gelegener Baugrund für mindestens ein Heiligtum des 4. Jhs. v. Chr. Hierdurch begründet kann dieses Sanktuar in einer geringen Tiefe erreicht werden. Damit wird es möglich, lang tradierte Textquellen zu Heliopolis mit in-situ Befunden vor Ort am Beispiel des Tempels Nektanebos I. zu verifizieren. Die Lokalisierung von steinernen Mauerzügen in der Nähe des Obelisken Sesostris I. erlaubt es erstmals, die astronomischen Grundlagen der Tempelorientierung exakt zu messen und mittels kleinerer Sondagen auch zu datieren. Die geophysikalischen Survey-Ergebnisse zeigten nämlich an, dass die ursprüngliche Tempelausrichtung nicht der Orientierung der Umfassungsmauern des 2. und 1. Jts. v. Chr. entspricht. Die Relokalisierung des sog. Hohen Sandes ermöglicht zudem seine Datierung und die Bergung von wieder verwendetem Fundgut des 3. Jts. v. Chr. Der geoarchäologische Rahmen wird durch die Fortführung der Bohrungen erarbeitet, die primär die naturräumlichen Voraussetzungen und die Erstbesiedlung zum Ziel haben. Die Daten werden, zusammen mit einer Aufarbeitung älterer, unpublizierter Ausgrabungen, in einem GIS zusammengeführt und verifizierbar.Die Anwendung verschiedener Methoden führt somit von dem Ambiente der Mythenbildung zu deren realweltlichen Transformation in die Großinstitution des frühstaatlichen Reichstempels.
Beschreibung (Englisch)
The sun-cult was the central element of ancient Egyptian religion for more than three millennia, and Heliopolis stood at its centre - the place of the worlds creation and a country-wide reference point. The architectural layout and the landscape of Heliopolis are the topic of much debate. Most of these hypotheses are based on decontextualised objects. In addition, the situation in Heliopolis has deteriorated considerably after the revolution in 2011. Large space is being lost to illegal construction work. Towards the end of the first phase 2012-2015 a hitherto unknown temple of Nektanebo I. was discovered In spring 2015. Pumps were tested to allow detailed excavation and recording up to 1 m beneath the water table. In addition, remains of the main temple built of limestone were detected by the geophysical and geomorphological survey. Furthermore, the nucleus of the cult topography, a late Pleistocene gezira, was discovered. It is here that the centre of the sun-temple was located, as indicated by the obelisk of Sesostris I. The relocalisation of the mud-brick embankment of the so-called High sand led to the assumption of a measure to protect the sacred ground of creation against exceptional floods by an enclosure of about 400 m diametre.The mission will focus in 2016-2019 on four research targets: The fragments of the hitherto unknown temple of the 4th century BC will be unearthed and studied. This will provide first-hand evidence for texts from Heliopolis itself, as the temple is generally considered as a centre of the textual culture of Pharaonic Egypt. Since it was built on top of the mud-brick embankment, the reliefs are at little depth beneath the present water table. The localisation of a temple wall of min. 30 m length to the west of the obelisk allows for the first reliable investigation on the temples astronomical orientation since it is evident that it differs from the orientation of the large enclosure walls of the 2nd and 1st millennium BC. Small sondages will provide the dating of that structure. Stratigraphical investigations of the western mud-brick embankment will allow for a reassessment of the date of its construction as well as for further insights to the early history of the sanctuary by reused objects as they were found in spring 2015. The reconstruction of the historical landscape is the subject of the geomorphological survey. This part of the project will focus on the palaeo-landscape and the earliest strata in the later precinct of the sun-temple. The results will be supplemented by unpublished data from earlier excavations and subsequently elaborated and verified in a GIS. The combination of various methods will illustrate the transition of the area starting with periods when the mythology might have been formed. The further development of the temple site will prove the transformation into the most prominent national sanctuary of the 3rd, 2nd and earlier 1st millennium B.C. of Egypt.
Projektbeginn
01.01.2012
Projektende
31.12.2020
Antragsteller_in
Projektleitung
Externe Projektwebsite
Übergeordnetes Projekt
Am Projekt beteiligte Mitarbeiter_innen
Finanzierung des Projekts durch
  • Mittelgeber
    Stiftungen Inland
  • Mittelgeber
    DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft
  • Mittelgeber
    Andere ausländische öffentliche Forschungsförderer
  • Mittelgeber
    andere Bundesministerien
Verbundprojekt
Publikation
  • Langermann, F.
    Seven fragments of a healing statue from Heliopolis/Matareya
    Studien zur Altägyptischen Kultur. 2023. S. 165-183

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