In der Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen markierte der Krieg von 1870/71 eine tiefe Zäsur – auch auf kulturellem Gebiet. Der wechselseitige Musiktransfer wurde zwar fortgesetzt, nahm jedoch zunehmend ambivalente Züge an. So bemühte man sich in Frankreich einerseits um eine eigenständige „Ars gallica“; andererseits nahm die Instrumentalmusik nach deutschen Vorbildern ebenso einen Aufschwung wie der Wagnérisme – beides jedoch im Zeichen einer „feindseligen Übernahme“.
Auf deutscher Seite wurde das bereits ältere Vorurteil von der vermeintlichen Oberflächlichkeit französischer Musik sorgsam gepflegt; dennoch kam es auch zur Uraufführung französischer Opern wie 1877 in Weimar Samson et Dalila von Camille Saint-Saëns. Dessen späte Oper Les Barbares (1901) hingegen lieferte eine Kritik am deutschen Hegemonialstreben.
Die beiden Werke markieren die Extrempunkte eines Spannungsfelds von Kooperation und Rivalität, in dem sich die deutsch-französischen Musikbeziehungen 1870-1914 entwickelten und das auf dem Symposium anhand zahlreicher Beispiele untersucht wird.
Das internationale Symposium wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
In the history of Franco-German relations, the war of 1870/71 marked a deep caesura - also in the cultural sphere. Although the mutual transfer of music continued, it took on increasingly ambivalent traits. On the one hand, efforts were made in France to create an independent “Ars gallica”; on the other hand, instrumental music based on German models flourished, as did Wagnérisme - but both were characterized by a “hostile takeover”.
On the German side, the older prejudice of the supposed superficiality of French music was carefully cultivated; nevertheless, French operas such as Samson et Dalila by Camille Saint-Saëns premiered in Weimar in 1877. His late opera Les Barbares (1901), on the other hand, provided a critique of German hegemonic ambitions.
The two works mark the extreme points of a field of tension between cooperation and rivalry in which Franco-German musical relations developed between 1870 and 1914 and which will be examined at the symposium using numerous examples.
The international symposium is sponsored by the German Research Foundation.